Manchmal kommt es vor, dass uns Geschichten treffen wie der Schlag. Du hörst eine Geschichte, vielleicht erlebst du sie sogar selbst und wirst getroffen. Du merkst, dass das Erlebte oder Gehörte mit dir zu tun hat. Es kann dich verändern. Perspektivwechsel erzeugen, dein Umfeld erstrahlen lassen. Blitzartig. Hier kommt ein Inspirationsblitz, der kürzlich durch mich gefahren ist. Achtung, High Voltage!
Die Story – Gott und die Deutsche Bahn
Ich sitze im Zug unterwegs von Frankfurt nach Heidenheim, nähe Ulm. Ich muss zu einem Bewerbungsgespräch. Es ist sehr wichtig für mich. Ich verspüre eine gewisse Aufregung in mir. Diesen Reiz nach einer größeren Nummer, das Gefühl von neuen Chancen.
Die Deutschen Bahn bringt mich in der Regel überall hin, wenn auch die Taktung nicht immer perfekt stimmt. Mein Zug hat Verspätung. Ich ahne, wie ich meinen Anschlusszug verpasse und eine so große zeitliche Lücke entsteht, dass ich mein Gespräch verpassen könnte. Meine Aufregung kippt in Besorgnisse, die ich durch eigene Bemühungen nicht wieder hinbiegen könnte. Ich bin pragmatisch, dennoch pflege ich einen manchmal kindlichen Glauben, dass ich meinen Schwierigkeiten und Herausforderungen im Leben nicht allein begegnen muss. Sie sich wenden können. Es gibt jemanden, der schon öfter Einfluss auf meine Pläne und meinen Werdegang genommen hatte. Gott persönlich. Diese „Einflussnahmen“ sind für mich keine spirituelle Paranoia. Viel mehr geben sie mir eine tiefe Gewissheit und Hoffnung. Diese hilft mir auch mich selbst nicht immer für so wichtig zu halten, dass ich daran zerbreche, wenn meine Pläne nicht aufgehen.
Der Zug stoppt in einer schwäbischen Stadt mittlerer Größe und lässt die böse Vorahnung real werden. Der Anschlusszug ist abgefahren. Shit, Tschau Heidenheim.
In den entscheidenden Fragen des Lebens bete ich. Es geht mir nicht darum, dass alles was ich gerne wahr hätte, Realität wird. Es geht mir darum Gott einen Spielraum freizulegen, in welchem er maßgeblich mitgestalten kann. Ähnlich wie im Vater unser: „dein Wille geschehe“. Das bedeutet nicht, dass ich keinen Willen habe, sonst hätte ich die Bewerbung vermutlich niemals abgeschickt. Es bedeutet vielmehr eine Haltung zu prägen. Gott wirklich als einen Mitspieler in meine Pläne einzuladen. Manchmal geht er nur mit. Ist sozusagen mein Trainer. Hilft Dinge durchzustehen. Manchmal ist er ein echter Game-Changer. Der Elfmeter in der letzten Minute. Die Wendung kurz vorm Schluss. Sowas.
Der lehre Bahnsteig verleitet mich zu eben dieser Gotteshinwendung. Ich bete: „Gott dein Wille geschehe. Wenn du willst, lass mich nach Heidenheim kommen. Wenn nicht, gebe mir eine neue Möglichkeit. Du weißt wie“. Ich schaue mich um. Alle anderen Fahrgäste verflüchtigen sich. Sie verlassen über sämtliche Abgänge den Bahnsteig. Mir fällt eine junge Frau auf. Mein Alter. Sieht sehr freundlich aus. Ich weiß, es ist eine Person, die es gut meint. Eine Friedensperson. Ich habe es einfach gesehen. Ausstrahlung. Ich visiere sie an. Sie steht etwa 20 Meter entfernt und scheint, als wolle sie auch die Bahnhofshalle ansteuern.
„Hey, ich heiß Nathi. Ich muss dringend nach Heidenheim. Fährt hier ein Bus oder sowas ab?“. Ich war etwa 30 km von Heidenheim entfernt, ahnte aber schon, dass in dieser weniger besiedelten Gegend die Taktung der Busse mich nicht innerhalb der nächsten Stunde dahin bringen würde, wo ich hinwollte. Aber wenn man Personen des Friedens anspricht, dann erwartet man keine direkte Problemlösung. Manchmal erwartet man einfach ein offenes Ohr oder einen Tipp, der einem sonst nicht eingefallen wäre. Man erhofft sich eine Art Gunst bei dieser Person. So war es in meinem Fall.
„Hey! Hm, ein Bus fährt da nicht hin“, ist ihre Antwort. Ich spüre es ist nicht alles. Sie überlegt. Sie merkte an meiner Art, dass es sehr wichtig war in der nächsten Stunde an mein Ziel zu kommen. „Ich werde hier abgeholt, vielleicht lässt sich was organisieren, komm mal mit“. Ich weiß nicht wie mir geschieht, aber es ist der einzige Hoffnungsschimmer, der sich ergab, also folge ich der fremden Frau. Vor dem Bahnhof werde ich einer netten Dame mittleren Alters vorgestellt. Sie lächelt mich an. Sie stellte sich als „Jasmins Mutter“ vor. Ich wusste nicht mal mehr, ob sich Jasmin mir gegenüber überhaupt mit Namen vorgestellt hatte. Das spielte aber auch keine Rolle, denn auf Jasmins Frage und eine kurze Bedenkzeit sagt Sie: „klar, wir bringen dich nach Heidenheim“. Es war so wie als wäre sie eine Taxiunternehmerin, die gerade ihren Big Deal witterte.
So sitze ich nun auf der Rücksitzbank einer dunkelgrünen Skoda Limousine und habe keine Ahnung warum mir dieses freundliche Duett gerade ohne zu zögern angeboten hat mich an meinen Zielort zu bringen. Das ganze ohne Androhung, eine Gegenleistung zu erwarten. Ohne das Wissen, welche Absichten ich genau habe. Im Gegenteil, auf der Fahrt werden mir frische Teilchen vom Bäcker entgegengestreckt. Crazy Alter. Als spiele man mir einen Streich. Nicht um mich aufzuziehen, sondern um mich zu verwundern. Verwunderung, das war es, was ich fühlte. Aber pur. Wer macht bitte sowas heutzutage?
Navi eingestellt, losgefahren. Wir beginnen zu erzählen. Im Gespräch stellt sich heraus, dass die beiden eigentlich in die ganz andere Richtung müssen. Für mich machen sie einen Umweg. Es ist nicht eine Gute Tat nach dem Motto „zwei Fliegen mit einer Klappe“. Ich erzähle von meinem Bewerbungsgespräch und auch ein bisschen von meinem Leben. Aber besonders stelle ich die Frage nach dem Warum. Warum sie so gut zu mir sind, was das denn soll. Am liebsten hätte ich direkt gefragt, ob Gott sie geschickt hatte. Ich bekomme eine Antwort, die mich vom Hocker haut. Es ist so… Die 45 Minuten Fahrt entwickeln sich zu einem kleinen Kennenlernen und einem guten Austausch. Ich vergesse die Zeit. Aber ich werde so chauffiert, dass ich fünf Minuten vor meinem Termin ankomme.
Kann es sein, dass wir Gott nicht egal sind?
Richtig gut! Danke für’s Teilen! Auf jeden Fall ermutigend für mich, habe nämlich manchmal so meine Schwierigkeiten mit dem Thema.
Diese Aussage fand ich besonders packend:
„In den entscheidenden Fragen des Lebens bete ich. Es geht mir nicht darum, dass alles was ich gerne wahr hätte, Realität wird. Es geht mir darum Gott einen Spielraum freizulegen, in welchem er maßgeblich mitgestalten kann.“