Besuch bei Naturspeicher GmbH

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Die Naturspeicher GmbH ist ein junges Start-up, welches sich mit dem Thema Energieerzeugung, -speicherung und -nutzung auseinandersetzt. Die Anfänge des Unternehmens liegen im Jahre 2011 mit der Vorstellung eines neuen Konzeptes zur Speicherung von Energie mittels Wasser. Alexander Schechner, ehemaliger Ingenieur bei der Firma Voith Hydro, hatte die Idee, die aus Windkraftanlagen erzeugte Energie mit Pumpspeichertechnik zu verbinden. Dabei dienen die Turmfundamente der Windkraftanlagen als Wasserspeicher. Völlig neu dabei ist auch, dass der Speichersee im Tal als Naturwärmespeicher dienen kann und mittels Großwärmepumpen dem Wasser im See Heiz- bzw. Kühlenergie entziehen kann.

Wie die Naturspeicher GmbH den Nerv der Zeit trifft

Alexander Schechner betonte in seinem Vortrag, wie wichtig es sei, den Umstieg von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien zu meistern. Er wies jedoch ebenso darauf hin, dass es schwierig sei, schnell zu reagieren, da Projekte, z.B. Wasserkraftanlagen, oft in Zusammenhang mit einem intensiven Planungs- und Genehmigungsaufwand stehen, der über Jahre andauern kann. Leider werde das Potenzial von kleineren Anlagen, die in Ihrer Flexibilität einen bedeutsamen Beitrag leisten können, viel zu wenig Beachtung geschenkt, so Schechner. Die Lösungen seines Unternehmens sind so konzipiert, dass sie als standardisierte Anlagen einfach adaptiert und eingebaut werden können. Dies führt zu einer enormen Zeit- und Planungserleichterung.

Pilotprojekt Gaildorf

Das erste große Projekt der Naturspeicher GmbH ist der Windpark mit Pumpspeichereinheit in Gaildorf. Die vier Windkraftanlagen in Gaildorf sind mit bis zu 246,5 Metern Gesamthöhe die aktuell höchsten der Welt. Dadurch ist eine Ausbeutemaximierung von etwa 25% gegeben. Jede Anlage soll jährlich etwa 10 GWh Arbeit erbringen. Bei Überschüssen oder Netzknappheit ist die Speicherung und Einspeisung der Energie durch die Pumpspeichereinheit mit eigens angelegtem Speichersee flexibel möglich. Die Speicherkapazität der gesamten Anlage soll 70 MWh betragen. Die Druckleitungen zum Krafthaus im Tal werden durch Kunststoffrohre aus Polyethylen verwirklicht. Im Krafthaus selbst werden drei reversible Francisturbinen der Firma Voith mit einer Gesamtleistung von 16 MW installiert. Der Speichersee wird mit Energiepanels ausgestattet, die zusätzlich die Wärmeenergie des Wassers über Wärmepumpen entziehen und nutzbar für Haushalt und Industrie machen können. Aufgrund der Pionierfunktion des Projektes wird es vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit mit 7,15 Mio. Euro gefördert. Der finanzielle Gesamtumfang beträgt etwa 75 Mio. Euro.

Innovative Produkte entwickeln

Aus dem neuen Energiekonzept des großen Speichersees wurde ein Produkt abgeleitet, das für private Nutzer attraktiv sein kann. Der Naturwärmespeicher ist ein kleines, hübsch gestaltetes Wasserbecken, das die niedrigsten oder höchsten Temperaturen des Tages im Wasser speichert. Durch einen Luftstrom wird der Umgebungsluft Energie entzogen und dem Wasser übertragen. Wärmepumpen machen dann die gespeicherte Energie im Sommer zum Kühlen und im Winter zum Heizen nutzbar.

Mein Eindruck

Ich war von der Arbeit der Naturspeicher GmbH sehr begeistert. Mir ist besonders die neue Art des Arbeitens aufgefallen. Das Unternehmen besteht aus praktisch keinen Hierarchien. Es wird in Gruppen gearbeitet, die eigenständig Entscheidungen treffen. Kurze Wege und schnelle Resultate pushen die Pionierarbeit. Es wird visuell an Tafeln organisiert. Insgesamt werden schnell Konzepte über den Haufen geworfen, Altes in Frage gestellt, neu gedacht und viel selbst entwickelt. Was es noch nicht gibt, das wird eben selbst gemacht. Herausragend fand ich auch den Aufbau einer kleinen Manufaktur für den Naturwärmespeicher, der auf dem Weg zu einer Fließbandfertigung ist. Die Halle glich mehr einer Hinterhof-Garage. Nebenan standen Container, in denen Ingenieure Berechnungen an großen Monitoren durchführten. Die Arbeits- und Denkmodelle des Startups sind ziemlich gegensätzlich zu denen, eines Corporate. Im Recruiting-Schema sind überwiegend junge Studienabgänger. Diese seien nicht so „verkorkst“ von Firmen, noch kreativ und spielerisch, so einer der Ingenieur. Ich denke ohne diese Arbeitsweisen wäre Naturspeicher kaum so weit gekommen wie jetzt. Und anders wären wohl auch kaum solch große Projekte, in einer so jungen und kleinen Firma abzuwickeln, eine Vision für morgen auf Dauer zu halten. Hinter Naturspeicher steht ein großer Investor aus der Bauindustrie. Die Firma Max Bögl. Sie gehört zu den größten Bauunternehmen Deutschlands. Die Bauindustrie ist nicht so träge wie der Maschinenbau. Es wird schnell gehandelt. Ich denke auch das ist ein Vorteil, der interdisziplinär adaptiert wird. Sehr spannend.

6 Kommentare

  • Genial! Ich weiß noch wie wir mal über die Firma Sprachen. Warst du jetzt erst kürzlich dort zu Besuch?
    Ich Feier deinen Blog jetzt schon, mach weiter so!

    • Nein, der Besuch ist schon eine Weile her. Ich versuch nur ständig dran zu bleiben, was dort passiert. Vielen Dank dir, Thilo!

    • Hallo Thilo, ich bin ein Käufer des Naturwärmespeichers und leider nicht mehr sehr erfreut drüber.
      Die Firma gibt es nicht mehr sondern wurde in die Max Bögl Wind AG übernommen.
      Die meisten Mitarbeiter der ersten Stunde sind weg. Und als Nutzer wird man allein gelassen mit dem unfertigen Produkt. Ursprünglich war die Auslieferung mal auf Anfang 2018 datiert. Aktuell wie gesagt läuft er aber immer noch mit Kinderkrankheiten und vom Aussehen außen herum ist die Fertigstellung noch weit weg.

      • Hallo Rico, sind seit Januar 2017 im Besitz des Naturwärmespeichers. Seitdem lief diese mit der Wärmepumpe ca. 170 Tage. Laufend Probleme mit Undichtigkeiten. Weder die alte Firma noch die jetzige konnten das Problem beseitigen. Von der Firma Max Bögl wurde uns eine Rückabwicklung angeboten. Sind am überlegen das wir die Anlage, unter bestimmten Vorraussetzungen, übernehmen. Sind auf der Suche nach Gleichgesinnte. Würden uns über eine Kontaktaufnahme deinerseits freuen. Telefonnummer: 08131-26717

        • Hallo Chrisi,
          wir haben auch ein NWS 2018 gekauft, seit 2019 in Betrieb, aber immer Probleme. Bei angehend 0 Grad Außentemperaturen hauptsächlich Schwierigkeiten. Einbau eines Soleheizstabes und eines Pufferspeicherheizstabes. Momentan läuft die Anlage über den Heizstab. Wir haben uns auch schon über eine Rückabwicklung unterhalten. Diesen Winter sind wir nochmal in einer Testphase, wohl ohne Erfolg. Bei Problemen sehr schlechter Service.
          Gruß Stefan

          • Hallo Stefan, sind gerade dabei die Rückabwicklung mit einem Rechtsanwalt abzuwickeln. Bitte kontaktiere uns telefonisch. 08131-26717. Gruß Chrisi

Nate

Ich bin Nate, schreibe über Gott und die Welt. Und alles was es dazwischen noch so gibt.

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